2. November 2012

Gräser und ihre Verwendung (2/3) - The RHS Garden Wisley

 Gräser und ihre Verwendung (1/3) - Ein Überblick

Wer gerne mit Stauden arbeitet, wird nicht umhin kommen, sich mit England zu beschäftigen. Es beginnt mit Zeitschriften und Büchern und läuft drauf hinaus, einmal selbst zu reisen und zu sehen, was passieren kann, wenn eine ganze Nation sich für Pflanzen begeistert. Ich war mit einer Freundin im Sommer 2009 unterwegs - einerseits um Gärten anzusehen, andererseits, um Pflanzen einzukaufen.


Wir besuchten im Zuge dieser Reise den RHS Garden Wisley südlich von London, der gerade in Bezug auf Gräser einiges zu bieten hat. Dieses Beet bald nach dem Eingang zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie gut sich Gräser untereinander vergesellschaften lassen. Wir waren in der letzten Juliwoche dort, die Agapanthus waren gerade in Vollblüte, ebenso Rudbeckia maxima (die gelben Blüten im Hintergrund) und sämtliche Sorten von Kniphofia. Auf dem Bild sieht man etliche Gräser, da ich aber leider die genauen Namen nicht notiert habe, werde ich nur dort, wo ich es sicher weiß, Namen angeben. Wer sich näher mit Wisley beschäftigen möchte, hier ist eine Karte vom RHS Wisley Garden.

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Dieser Ausschnitt zeigt links im Vordergrund mit rotem Laub Imperata cylindrica 'Red Baron', ein tolles Gras für sonnige Freiflächen, wo es schon früh im Jahr rot ausfärbt. Es bevorzugt jedoch frischere bis feuchte Böden und gedeiht auch im Lehm gut, weshalb es in klassischen Kiesgärten nur selten verwendet werden kann (für Festlandverhältnisse ist es zudem nicht ganz zuverlässig winterhart, ein Versuch könnte sich aber lohnen). Dahinter, mit weißen Puscheln, Pennisetum villosum, das als einjähriges Gras auch bei uns gezogen werden kann. In der Mitte des Bildes dann eine Sorte von Panicum virgatum und ganz im Hintergrund Arundo donax.


Diese Kombi gefällt mir besonders gut. Man sieht links Achnatherum calamagrostis, rechts im Vordergrund eine niedrige Sorte von Deschampsia, dahinter ein sehr niedriger Miscanthus. Es könnte die Sorte 'Rotsilber' sein, aber ich habe das Etikett nicht fotografiert. Dahinter schließen Calamagrostis x acutiflora an (hellbraun, straff aufrechte Form) und höhere Miscanthus-Sorten. Die Blüten der Fackellilie setzen einen effektvollen Akzent.


Am linken Bild sieht man einen Überblick über das Gräserbeet in Wisley, rechts ein weiterer Ausschnitt - vermutlich Cortaderia selloana und Achillea filipendulina 'Gold Plate' und ein sehr dunkler Agapanthus.

Zu den Gräserbeeten in Wisley habe ich noch zwei useful Links gefunden:



In der ersten Reihe einmal die gelb panaschierte Form von Hakonechloa macra, daneben eine Massenpflanzung mit der grünen Urform, die ein riesiges Beet vorm neuen Gewächshaus überzieht und bei jeder Brise leise wogt. Ich hätte große Lust, selber eine große Fläche damit zu begrünen.

Darunter einmal ein Detail von Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster' und dann ein etwas größerer Ausschnitt aus diesem Beet, wo das Gras mit Eryngium kombiniert wurde. Es ist ein Jammer, dass man im eigenen Garten zumeist auf solche flächigen Kombinationen verzichten muss (oder zugunsten der Vielfalt will).


Rund um das neue Gewächshaus in Wisley wurde etwa um das Jahr 2000 ein großer, halbkreisförmiger Teich angelegt, rund um den ebenfalls halbkreisförmige Staudenbeete im neuen Stil entworfen wurde. Der Planer dieser Anlage ist Tom Stuart-Smith, der beeindruckende Beete mit Großstauden und auch Gräsern entwirft. Seine Anlage in Wisley hat mich sehr beeindruckt. Im Hochsommer blühten dort vor allem Stipa gigantea mit Eupatorium, Helenium, Veronicastrum, Phlox und Echinacea, aber auch niedrigere Stauden werden gekonnt eingesetzt.


Im englischen Blog von Victoria Summerley sieht man Herbst-Bilder dieser herrlichen Pflanzung: Winter/Herbst. Das Bemerkenswerte daran ist, dass die Pflanzungen trotz der hohen und wuchtigen Stauden sehr leicht und von Weitem niedrig wirken, obwohl sie zum Teil mehr als zwei Meter hoch sind.


Die Beete reichen ringförmig um den gesamten Teich herum und nehmen immer wieder die gleichen Stauden auf, oft aber in unterschiedlicher Zusammenstellung. Wenn man nach den Beeten googelt (Tom Stuart-Smith Wisley), dann findet man inspirierende Ansichten über das ganze Jahr, die zeigen, dass die Beete das ganze Jahr über herrlich anzusehen sind.


Farbkontraste, die sehr hart wirken würden (Gelb und Blau), können mit Gräsern wie hier mit Stipa gigantea etwas verwischt werden. Vermutlich funktioniert das aber in großen Pflanzungen leichter als im Garten ;-).


Die für Stauden- und Grasfreunde besonders ergiebige Station ist die Glasshouse Borders genannte Anlage - ein fast 150m langes Doppelborder - das 2002 von Piet Oudolf angelegt wurde (hier ein paar Bilder auf der Website von Piet Oudolf). In anderen Blogs sieht man Bilder dieser Pflanzung von früher im Jahr, so etwa bei The Garden Wanderer oder bei The Gardener's Eye.


Dass mir Piet Oudolfs Stil gefällt, kann ich - wenn ich meinen Garten herzeige - nicht verbergen. Seine Pflanzungen auf dem Papier, in Büchern und am Bildschirm zu betrachten oder wirklich davorzustehen, ist aber noch einmal ein großer Unterschied. Ich war von den großzügigen Anlage schwer beeindruckt, da sie in sehr strengen Bahnen geplant ist, man beim Vorbeigehen aber nie die strenge Aufteilung erahnen würde. Die Beete sind bepflanzt mit genau den Stauden, die ich mag; hier Perovskia "Little Spire", Sanguisorba menziesii (und eine weitere, dunkle Art), Molinia 'Poul Petersen', Persicaria 'Firetail' und im Hintergrund sieht man noch Perückensträucher.




Mein Lieblingsabschnitt beinhaltet zwar keine Gräser, aber ich muss ihn trotzdem zeigen, weil er so unglaublich schön ist: Es wurde Veronicastrum virginicum 'Fascination' (pinziert und deshalb buschiger) mit Agastache 'Black Adder' kombiniert, diese beiden aufrechten Blütenformen werden unterbrochen von einer blauen Kugeldistel und von Eryngium yuccifolium, dessen weiß-graue Blütenstände über den farbigen Beetteilen schweben. Herrlich dazu passen die verblühten Stängel von Phlomis tuberosa 'Amazone', während im Hintergrund die ebenfalls aufrechten Blütenstände von rotem Knöterich zu erkennen sind.


Sehr gelungen fand ich auch diese beiden Beetabschnitte. Im ersten sieht man neben Veronicastrum und Persicaria blauen Phlox, Eryngium giganteum 'Silver Ghost' und ein Gras (links hinten), das ich nicht sicher identifizieren konnte. Es ähnelt einem Pennisetum orientale, ist aber ziemlich hoch.
Das rechte Bild zeigt eine sehr puristische Vergesellschaftung von Panicum virgatum 'Rehbraun', Agastache 'Black Adder' und einem roten Origanum (den Sortennamen weiß ich leider nicht) und zur Zeit des Fotografierens bereits verblühten Lythrum (Blutweiderich).

Bei Fragen zu Bildern oder Pflanzen bitte einfach melden!

7 Kommentare:

  1. Wie schön! Ich bewundere immer diese tollen Kombinationen in den Staudenbeeten!
    Viele Grüße von
    Margit

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  2. Danke für den Beitrag Katrin.
    Ich bin ja auch ein Gräserfan. Calamagrostis, Hakonechloa, Pennisetum...super. Imperata wächst bei mir ihm schweren lehmigen Boden...das es sich auch für trockene Standorte eignet wusst ich nicht.
    Mit Deschampsia hab ich leider Pech. Innerhalb weniger Jahre ist der Horst unansehlich - wie ist das bei dir?

    lg. Markus

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    1. Hallo Markus,

      da ist die Beschreibung viel zu kurz geraten. Eigentlich wollte ich schreiben, dass das Gras an sonnigen Stellen zuverlässig ausfärbt (davon hat es leider nur "sonnig" in den Text geschafft), aber frischen bis schweren Boden bevorzugt. Gut, dass es dir aufgefallen ist, ich ändere es gleich!

      Meine Deschampsias stehen sehr trocken und halten sich gut (zumindest sehen sie nach fünf Jahren noch sehr gut aus), vielleicht mögen es dir wirklich trockener? Das Problem mit Gräsern in schweren Böden ist oft der Winter, da manche nicht gerne im Nassen festfrieren, wohingegen sie im Sommer Feuchtigkeit sehr wohl aushalten oder sogar verlangen.

      LG, Katrin

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    2. Ok, also hatte ich mich doch richtig erinnert. Soviel ich weiß wuchert ja auch die Stammform vom Imperata im Heimatland an feuchten Standorten - ähnlich wie bei uns Schilf.

      Das könnte stimmen mit der Trockenheit bei Deschampsia. An dieser Stelle im Garten gedeiht nämlich Imperata und Carex grayi (sät sich sogar aus) aber Deschampsia zerfällt.

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  3. Liebe Katrin,
    ich glaube, ich habe noch nie solch prächtige Stauden-Gräser Pflanzungen gesehen und kann mir vorstellen, dass es atemberaubend sein kann diese Fülle in natura zu erleben. Muss auf meine Liste! Danke für diesen post!

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  4. Dear Katrin,

    I love RHS Wisley - so well-kept, and so many wonderful plants and ideas. But I must say, in your pictures it looks even lovelier - simply stunning... Thanks for sharing, I'll be back to admire these pictures again and again.
    Kind regards, Rasa

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  5. Was für wunderbare Pflanzkombinationen- meisterlich. Und Gräser sind ja sowieso einfach unverzichtbar. Wieder ein Garten mehr auf meiner Sehen-will-Wunschliste. Liebe Grüße Annette

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