4. September 2015

Zeit der Gräser

Wie in weiten Teilen Mitteleuropas war auch bei uns der Sommer sehr trocken. Das Ausbleiben sämtlicher konvektiver Witterungsereignisse - tatsächlich gab es kaum ein Gewitter - hat im Garten natürlich Spuren hinterlassen. Im Schatten sind viele Stauden frühzeitig in den Winter gegangen und sind verschwunden, ehe der Erhalt ihrer Blätter ihnen ernsthafte Schäden zugefügt hätte. Bei einigen bin ich nicht sicher, wie rechtzeitig sie diese Entscheidung treffen konnten; bei einigen weiß ich, dass sie kommenden Frühling in voller Frischer wiedererscheinen werden.

Wer die Hitze ganz locker weggesteckt hat, sind die Gräser. Die meisten entwickelten sich ungestört weiter, blühten und sind nun Lichtblicke in den teilweise etwas zerrupft wirkenden Beetbereichen. Am schlimmsten hat es die Beete unter oder nahe Gehölzen erwischt, hier musste ich einige Male wässern, um Dauerschäden zu vermeiden. Während meiner Abwesenheit haben meine Eltern auch die Beete ein paar Mal gewässert; für die meisten Phloxe war es schlussendlich trotzdem ein trauriger Sommer - aber es werden bestimmt auch wieder andere kommen.

Hystrix patula sieht man selten in Gärten, dabei ist es ein schlankes Gras, das gut zwischen andere Stauden passt. Es sät sich moderat aus, wodurch immer wieder neue Kombinationen entstehen.

Coreopsis tripteris, eine sehr hohe Sonnenaugen-Art, hat die Hitze gut überstanden.

Molinia und Sanguisorba sind klassische Partner - und sehen auch nach dem Verblühen noch eine Zeit lang gut aus. Leider nicht allzu lange, weil die Samenstände des Wiesenknopfs nicht sehr haltbar sind und bald zerbröseln.

Dieser Beetteil hat, obwohl in der Sonne gelegen, die Hitze gut überstanden. Die Stauden stehen so dicht, dass sie sich gegenseitig beschattet haben und die Sonne den Boden nicht erhitzen konnte. Wo die Pflanzen schütterer stehen, schaut es ganz anders aus.  Besonders überrascht hat mich Kalimeris incisa 'Madiva', sie blüht nun schon seit Anfang Juli.


Auch der Wasserdost hat die Wärme erstaunlich gut weggesteckt.


Sehr robust ist auch der Staudenknöterich, was ich nun nicht erwartet hätte. Er steht bei mir an einen Stellen und dabei oft vollsonnig, aber er blüht trotzdem unermüdlich (hier kombinier mit einer hohen Deschampsia-Art).


Eine meiner liebsten Pflanzen für den Beetvordergrund ist Scabiosa columbaria, hier zusammen mit Melica ciliata. Sie blüht unermüdlich, bietet Futter für Insekten und auch fällt sie nie auseinander, sondern bildet einen kompakten Busch.


Im Schatten, wo alles etwas traurig aussieht, hat der Eisenhut überhaupt kein Problem und blüht mit üppig grünem Laub an den Stängeln.

Unermüdlich ist auch das Schleierkraut, Gypsophila paniculata. Es treibt seit Juni ständig neue Blüten nach und liegt wie ein riesiger Marschmallow auf der exponierten Südseite eines meiner Beete.

Im Schatten schauts dagegen schon ein wenig novembrig aus, viele Pflanzen haben die Notbremse gezogen und sind verschwunden.

Die Boehmerias sahen erbärmlich aus, aber sie erholen sich wieder.

Hier dürfte es allerdings zu einem Totalausfall kommen - mein wunderschöner Teppich aus Chrysosplenium davidianum ist komplett verdorrt... das tut mir schon sehr leid, es war so ein hübscher Frühlingsaspekt.


Dafür entschädigen die Präriestauden in der Sonne, hier Achnatherum calamagrostis, Euphatorium cannabinum, Rudbeckia fulgida var. deamii, Anemone hupehenis und verblühtes Teucrium hyrcanicum.

6 Kommentare:

  1. Dein Garten sieht so richtig natürlich aus, es gefällt mir unheimlich gut. Ich hoffe auch, dass der nächste Sommer ein anderer wird - wir werden sehen.

    Sigrun

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  2. Wunderschöne Aufnahmen. Gerade im Spätsommer und Herbst haben die Gräser ja ihren großen Auftritt. Bei mir ist letztens der Zwergkalmus in leuchtendem Geld dazugekommen. Bin gespannt wie er den Winter übersteht.

    Eine schöne Zeit und herzliche Grüße
    Monika

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  3. Auch bei mir sehen einige Pflanzen schon aus, wie im November! Bei einigen bin ich gespannt, ob sie sich wieder erholen werden!
    Ich bin immer wieder begeistert von Deinen Beeten!!! Sie sehen einfach toll aus!
    Viele Grüße von Margit

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  4. Hier hat der trockenen Sommer auch einige Lücken hinterlassen und besonders der Phlox hat doch sehr gelitten und ich habe ihn teilweise schon abgeschnitten. Da ich aber ebenfalls viele Gräser habe, füllen diese nun die Lücken. Hoffentlich wird das nächste Jahr wieder etwas feuchter, bin schon mal auf unsere Wasserrechnung gespannt......

    LG Lis

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  5. Der Wasserdost hat bei dir die Hitzezeit überlebt? Gut zu wissen! Habe mir nämlich erst einen zugelegt und war mir nicht sicher, ob der Standort ideal ist... Die Scabiosa (habe sie in hellgelb) blüht bei mir auch unermüdlich, sie ist eine meiner Lieblingsstauden geworden.
    Einen schönen Samstag wünsche ich dir,
    Tatjana

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  6. Wunderschöne Bilder und so fachkundig erklärt, ich schaue immer sehr gerne hier herein!

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