9. April 2013

Berliner Staudenmarkt 2013 - Nachlese

Mit etwas Verspätung - Nachtzugfahren und nach Ankunft noch einen Tag normal arbeiten sind eine Spur anstrengender als gedacht - meine Eindrücke vom diesjährigen Staudenmarkt in Berlin. Das bunte und vielfältige Angebot überraschte mich, denn ich hätte eigentlich viele leere Töpfe und Stände ohne Austriebe erwartet, aber es war fast das Gegenteil der Fall: Es schien, als wären etliche Stände noch bunter gewesen als sonst, auch wenn die Auswahl natürlich heuer etwas begrenzt ausfallen musste. Vielleicht war es aber auch nur mein blütenhungriges und daher subjektives Empfinden - jedenfalls war es wie immer ein Erlebnis, durch die endlosen Standreihen zu schlendern.

Stand von Lohhof Stauden / Stand von Stauden Gaissmayer
Was auffiel, waren einmal mehr kunstvolle Arrangements und farblich durchdachte Standpräsentationen, die richtig Lust machten, mehr zu kaufen als bloß eine einzelne Pflanze. Es war interessant zu beobachten, dass immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner auch Austriebe, Laub und Struktur einer Pflanze als wichtig betrachten; diese Tendenz, die einem natürlichen, ganzjährigem Gärtnern entgegenkommt und auch oder gerade in einem Frühjahr wie diesem propagiert werden sollte, war an etlichen Ständen zu erkennen.

Stand von Stauden Stolz / Stand von Andreas Händel
Hier wurde der Austrieb von Jeffersonia dubia in Szene gesetzt und zusammen mit Anemone ranuncoloides und Corydalis solida eine so spannende Stimmung geschaffen, dass ich ernsthaft über die Vergesellschaftung dieser Pflanzen nachdenke. Es wäre zwar eine nur sehr kurz bestehende Kombination, aber zweifellos sehr reizvoll  - alleine wegen der Spannung, ob sich die rosa Blüten der Jeffersonia mit den Anemonen beißen werden oder sie sich knapp - *durchschnauf* - verpassen.

Meine wertvollste Neuerwerbung ist lustigerweise ein Hepatica und zwar H. transsilvanica 'Blumenstadt Erfurt'. Hinter diesem, nunja, Andras Händel möge mir verzeihen, sperrigem Namen verbirgt sich eine großartige Geschichte, die vergangenen Frühling in der Gartenpraxis veröffentlicht wurde. Diese Sorte, deren Eigenheit es ist, sehr früh im Jahr, oft schon zu Weihnachten, zu blühen, wurde von Andreas Händel in einem Vorgarten in Erfurt entdeckt. Der vorerst mürrischen Besitzerin konnte er schließlich entlocken, dass diese Pflanze von ihrer Urgroßmutter an Neujahr in einem Wald nahe Sibiu gefunden, mitgenommen und gepflanzt wurde. Als ihre Familie aus Siebenbürger vertrieben wurde, konnte die damals 10-jährige Frau aus Erfurt ein kleines Stück dieser Pflanze retten und über viele Jahre und mehrere Umzüge hinweg erhalten. Die Frau und ihr Vorgarten sind mittlerweile verschwunden, aber Andreas Händel bekam ein kleines Stück dieser Pflanze und alleine aufgrund der Geschichte habe ich jetzt auch eine :-).



Es wird nicht sehr oft vorkommen, dass an einem Berliner Staudenmarkt, sowohl Hamamelis blühen, als auch Chilis angeboten werden, die Bottiche der Wasserpflanzenanbieter am Morgen gefroren sind und dann auch noch strahlender Sonnenschein herrscht. Im Park und in den Außenanlagen des BoGas war jedenfalls noch nichts zu sehen, nur ein paar erste Krokusse trauten sich ans Licht.


Zum Wetter sei nur soviel gesagt: Ich habe es endlich in die (warmen :-)) Gewächshäuser geschafft und ich bin froh, endlich dortgewesen zu sein, denn sie sind wundervoll! Ich habe noch keinen so stimmungsvollen Botanischen Garten gesehen, in dem man zwischen den Pflanzen hindurchgehen kann und manchmal völlig von ihnen eingeschlossen wird.




Ich habe nur wenige Pflanzen erkannt, aber alle bestaunt. Besonders beeindruckt hat mich ein Glashaus, in dem fast ausschließlich Farne zu sehen waren, die in allen Größen und Formen über und unter und neben einem wuchsen und so glücklich und vital wirkten wie man sich den Dschungel vorstellt.


Mein Abenteuer Bahnreise klappt reibungslos. Ich kam sowohl gut nach Berlin, als auch wieder nachhause und konnte sogar noch den Berliner Hauptbahnhof eingehender erkunden. Passende Adjektive habe ich nun schon beim BoGa verbraten, deshalb nur so viel: Er hat mir ebenfalls gefallen. Nach 10 Stunden Zugfahrt begrüßte mich dann auch in Österreich der Frühling und es scheint, als wäre der Winter erstmal vorbei. Was will man also mehr von einem Wochenende?

Ich kann mich übrigens an nur ganz wenige Blogleserinnen und -leser erinnern... hat euch alle das Wetter abgeschreckt oder bin ich zuviel unterwegs gewesen?

7 Kommentare:

  1. Wundervolle Bilder und eine spannende Geschichte um eine Pflanze hast Du uns mitgebracht! Du hattest wohl ein sehr schönes, aber auch anstrengendes Wochenende - 10 Stunden Zugfahrt sind ja.nicht ohne!
    Viele Grüße von Margit

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  2. Ich war am Samstag da, nur da warst Du leider gerade unterwegs! Aber immerhin hab ich jetzt ein paar Phloxe mehr, und wenn der Boden endlich ordentlich auf- und durchgetaut ist, können die auch in die Erde. Viele Grüße, Claudia

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  3. Das ist ja eine wirklich schöne Geschichte mit dem Erfurter Vorgarten! Ich freue mich sehr für Dich, dass Du ein Stück davon hast, bei Dir ist sie doch wohl behütet! Ich war am Sonntag auf dem Markt und habe den Frühling genossen. Mir ging es auch so, dass ich ganz erschlagen war von all den blühenden Tröpfchen, das hatte ich so nicht erwartet.
    Viele liebe Grüße
    Dagmar

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  4. Vielen Dank für den Bericht! Toller Neuerwerb!
    Mich hat nicht das Wetter abgeschreckt - im Gegenteil. Bei diesem Wetter war ich am Wochenende endlich im Garten! Es fehlt ja ein ganzer Monat für Vorbereitungen...

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  5. Eine interessante Geschichte um H. transsilvanica 'Blumenstadt Erfurt'. Ich war in "Sibiu", (ehemals Hermannstadt) und bin auch Besitzerin eines siebenbürgischen Leberblümchens. Es blüht wunderbar und die Blüte ist etwas heller im Blau. LG Iris

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  6. Hallo,
    da hast du ja wirklich eine lange Reise zum Gartenmarkt gemacht. Glückwunsch zum Leberblümchenkauf. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht mit dem Zug zu einem Gartenmarkt zu reisen, daß schont den Geldbeutel auch wegen der Einkäufe! :)
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  7. Wow, dass du so eine lange Reise auf die genommen hast, aber du hattest sicherlich eine tolle Zeit in Berlin. Hört sich auf jeden Fall sehr gut an. Ich habe mir vorgenommen demnächst mal in die Staudengärtnerei arendts-maubach in Wuppertal zu fahren, dass soll sich lohnen und es ist nur ca. Ne Dreiviertel Stunde von hier :-)
    LG steffi

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